Anforderungen an ein System entstehen in den Fachabteilungen aus einem Bedarf der Nutzer eines IT-Systems oder aufgrund von Anpassung an eine veränderte Unternehmensstrategie oder Organisationsstruktur im Unternehmen oder wegen Änderungen in Gesetzen bzw. Verordnungen. Der Baustein Case ist das Artefakt in der Systembeschreibung, mit dem Autoren einzelne, nicht weiter teilbare Fähigkeiten der Software beschreiben.
Der Baustein Case gibt einem Anwendungsfall, einer besonderen Situation oder einem bekannten und akzeptierten Fehler einen eindeutigen Namen und enthält eine fachliche Beschreibung. Die Beschreibung der Ausgangslage im Baustein muss jeden Leser in die Lage versetzen, die Fähigkeit fachlich einzuordnen und zu verstehen. Der Verwendung der Begriffe aus dem Glossar hilft dabei.
Der Baustein Case bildet den Übergang der Systembeschreibung in die Systemstruktur und umgekehrt. Sobald die Fähigkeit realisiert wurde, werden die Essenzschritte der gewählten Lösung ergänzt. Diese kompakte Liste beschreibt die Lösung als eine Art «Pfad» durch die Software, eine Art «Navigation» durch die Komponenten und Datenflüsse des IT-Systems.
Projektmanagement
Der Produktverantwortliche hat mit dem Baustein Case die Möglichkeit, eine produktspezifische Fähigkeit vorläufig zu beschreiben. Der Auftraggeber legt fest, welche Anforderungen an das IT-System gestellt werden. Der Produktverantwortliche nutzt den Baustein, um eine wichtige Entscheidung des Auftraggebers für oder gegen die Realisierung einer angeforderten Fähigkeit nachhaltig zu dokumentieren. Ein guter Titel legt frühzeitig den Grundstein für eine gemeinsame Sprache von Auftraggeber, Produktverantwortlichen und dem Team.
Anforderungsanalyse
Der Baustein Case hilft dem Produktverantwortlichen bei der Sicherung der Ergebnisse der Anforderungsanalyse. Eine von Auftraggeber und interessierten Parteien akzeptierte Beschreibung einer konkreten Fähigkeit des Produktes stellt den dritten Schritt der Validierung einer Anforderung dar. Anders als beim Baustein Epic geht es beim Baustein Case um die Identifizierung von Fähigkeiten der Software, mit denen die Anforderungen erfüllt werden können.
Techniken und Methoden für die Erstellung einer Story, z.B. die Erzählmethode (engl. story telling), können ohne Einschränkungen auch für das Schreiben der Ausgangslage im Baustein Case verwendet werden. Der Baustein ist in sich geschlossen, testbar und im Normalfall klein genug, um in einer Iteration (z.B. Sprint bei Scrum) umgesetzt zu werden. Die Ausgangslage ist immer «lösungsoffen». Wie bei einer Story sollten Autoren unbedingt das Prinzip INVEST berücksichtigen. Im Unterschied zu einer Story hat der Baustein Case keine Akzeptanzkriterien und auch weitere Ebene der Verfeinerung durch Aufgaben.
Der Baustein Case darf jedoch nicht mit einem Usecase verwechselt werden. Ein Usecase hat in der Regel das Ziel, Software mit abstrakten Anwendungsfällen zu beschreiben. Der Baustein Case hat jedoch große Ähnlichkeit mit der Idee der Slices aus der agilen Technik Use Case 2.0, das 2011 von Ivar Jacobson, Ian Spence und Kurt Bittner veröffentlicht wurde.
Produktentwicklung
Mit dem Baustein Case lernt ein Leser (z.B. Entwickler oder Tester) einen wichtigen Begriff der fachlichen Domäne kennen. Er kennt die Ausgangslage für eine bestimmte Fähigkeit des Produktes. So bekommt er eine bessere Vorstellung, wie ein Nutzer mit dem IT-System arbeitet. Der Baustein stellt den Übergang von der Systembeschreibung in die Systemstruktur dar.
Jedes Produktinkrement erweitert das Produkt um mindestens eine neue Fähigkeit oder ändert eine bestehende. In seltenen Fällen wird eine Fähigkeit entfernt. Neben den Bausteinen der Systemstruktur spielt der Baustein Case bei der Definition für ein fertiges Produktinkremet (vgl. Prinzip DOD) eine wichtige Rolle. Für jede realisierte Fähigkeit im Produkt gibt es einen Baustein Case mit einer Lösungsbeschreibung. Die Lösungsbeschreibung ist ein wichtiges Feedback der Entwickler an den Produktverantwortlichen. Bei der Lösungsbeschreibung müssen die Entwickler ganz stark darauf achten, dass sie nur die «Essenz» der Lösung erfassen. Das bedeutet, dass die Entwickler in einfachen Worten erklären, wie die Fähigkeit des Produktes sich in den Komponenten und Datenflüssen des IT-Systems spiegelt. Ziel ist es, die Lösung als eine Art «Navigation» durch die Systemstruktur zu beschreiben, ohne groß ins Details zu gehen. Durch die kompakte, listenorientierte Form der Dokumentation sinkt die Gefahr, dass Entwickler in (meist technisch motivierte) Details abgleiten. Der Produktverantwortliche muss in der Lösungsbeschreibung nicht lernen, wie die Software im Detail funktioniert. Die konkrete Lösung wird mit den Bausteinen der Systemstruktur dokumentiert und steht in erster Linie im Code.
Das Wiki.
Ein Erfolgsfaktor.
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Neustart auf „grüner Wiese“.
Nehmen Sie an, Sie werden beauftragt, ein völlig neues Software-Produkt zu entwickeln. Sie bekommen die Chance, eine individuelle Lösung mit einer agilen Projektorganisation auf der „grünen Wiese” zu entwerfen.
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Zurück auf Anfang.
Stellen Sie sich ein Szenario vor, in dem ein Auftraggeber ein individuell entwickeltes IT-System durch eine Lösung mit einem Standardprodukt ersetzen will. Sie bekommen den Auftrag, die Migration zu planen und umzusetzen.
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Leistungsbeschreibung für den Auftraggeber
Aufgrund der noch immer fehlenden Rechtssicherheit bei Gewerken mit agiler Software-Entwicklung besteht regelmäßig der Bedarf an einem Lastenheft. Arbeiten Auftraggeber und Produktverantwortlicher konsequent mit cards+, dann besteht die Möglichkeit, die Leistungsbeschreibung für das Lastenheft zu großen Teilen aus dem Wiki zu exportieren.
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