Robert Bruckbauer |
Schnittstellenbeschreibungen sind alternativlos in einer komplexen IT-Systemlandschaft mit vielen unabhängigen Partnersystemen aus verschiedenen Organisationen eines Unternehmens. Ein Produktverantwortlicher darf sich trotzdem die Frage stellen, wie umfangreich so ein Dokument sein muss. Mit cards+ ist es möglich, eine Schnittstellenbeschreibung aus einem Rahmendokument — die Startseite der Schnittstelle — und den Bausteinen der Systembeschreibung und Systemstruktur zusammenzustellen. Neben der Startseite muss der Produktverantwortliche nur eine weitere Seite je angeschlossenem IT-System im Wiki anlegen.
Eine Startseite für jede Schnittstelle legt mit ihrem Seitentitel eine eindeutige Kennung für die Schnittstelle fest, auf die auch in anderen Dokumenten referenziert werden kann. Sie ist praktisch eine Linksammlung für alle Bausteine, die relevant für die Schnittstelle sind. Die Relevanz wird ebenfalls durch die Kennung der Schnittstelle als Stichwort in den betroffenen Seiten ausgedrückt. Die Startseite hat folgenden grundsätzlichen Aufbau:
- Im Abschnitt Referenzen werden alle angeschlossenen IT-Systeme gelistet.
- Der Abschnitt Systemkontext zeigt die Endpunkte (Baustein Service) der beteiligten IT-Systeme in einem schematischen Komponentenüberblick.
- Im Abschnitt Operationen wird jede einzelne Operation der Schnittstelle beschrieben. Neben einer kurzen Beschreibung der Operation gibt es hier Informationen zur Häufigkeit der Aufrufe, zu den Parametern und Rückgabewerten und Besonderheiten der Fehlerbehandlung.
- Der Abschnitt Beschreibung verknüpft in einer Tabelle jede Operation mit den Fähigkeiten der Software (Baustein Case) und einem Auslöser (Baustein Event) — falls es einen gibt.
- Der Abschnitt Versionierung legt eine verbindliche Strategie für die Evolution der Schnittstelle fest, mit einer Verknüpfung zum entsprechenden Konzept (Baustein Concept).
- Der Abschnitt Qualitätsmerkmale legt verbindliche Vorgaben für den Betrieb der Schnittstelle fest, mit Verknüpfungen zu entsprechenden Konzepten (Baustein Concept) und Entscheidungen (Baustein Decision)
Der Produktverantwortliche erreicht durch dieses Vorgehen ein hohes Maß an Wiederverwendung bereits existierender dokumentierter Informationen im Wiki.
- Der Endpunkt der Schnittstelle aus der Perspektive des bereitstellenden IT-Systems wird mit dem Baustein Service in der Systemstruktur dokumentiert. Die Spezifikation beantwortet alle Fragen zur Implementierung.
- Der Endpunkt der Schnittstelle aus der Perspektive jedes angeschlossene IT-Systems wird mit dem Baustein Service als Unterseite der Startseite der Schnittstelle dokumentiert. Die Spezifikation beschreibt das Verhalten des Partnersystems bezogen auf die Schnittstelle, so wie es vereinbart wurde.
- Mit dem Baustein Event werden Nachrichtenobjekte einer event-basierten Schnittstelle dokumentiert.
- Mit dem Baustein Entity werden Informationsobjekte einer batch-orientierten Schnittstelle dokumentiert.
- Der Baustein Case gibt Einblick in die Fähigkeiten der Schnittstelle.
Dieses Vorgehen verschafft den Entwickler der Projektorganisation des Partnersystems einen sehr tiefgehenden Einblick in die Realisierung der Schnittstelle. Das fördert das Verständnis von Datenstrukturen und beugt Fehlern in der Verwendung der Operationen vor. Die hohe Transparenz erhöht außerdem die Chancen, dass die «fremden» Entwickler konstruktives Feeback geben. Das ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil, um Fehler in der Schnittstelle frühzeitig zu identifizieren.
In vielen Fällen hat die Projektorganisation der Partnersysteme keinen Zugriff auf das Wiki oder es gibt eine Vorgabe des Unternehmens, jede Schnittstellenbeschreibung revisionssicher in einem Dokumentenmanagementsystem abzulegen. Dazu wird die Startseite der Schnittstelle mit allen verknüpften Bausteinen aus dem Wiki exportiert. Beim Export aus dem Wiki sorgt die Einschränkung auf die Kennung der Schnittstelle, dass nur die für das Partnersystem interessanten Seiten exportiert werden. Als Format bieten sich Word oder PDF an. In beiden Formaten bleiben die Verknüpfungen innerhalb des exportierten Dokumentes erhalten.